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Und plötzlich ist alles anders
Die Diagnose Krebs kann alles verändert - nicht nur für die Patienen
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Krebs - das passiert doch immer nur den anderen, oder? Ich werde den Moment so schnell nicht vergessen, als der Onkologe meinem Mann die Diagnose mitteilte. Nachdem der Arzt das Zimmer verlassen hatte, sagte mein Mann zu mir ,Dann hab ich jetzt wohl Krebs?!‘.‘

Häufig empfinden Beteiligte diese Momente als irreal, als wenn man sich selbst dabei zuschaut - wie im Schockzustand. Ungläubigkeit, Hilflosigkeit, Wut, blinder Aktionismus - die Reaktionen auf solch eine Nachricht sind sehr unterschiedlich. Die meisten Betroffenen fühlen sich durch die Erkrankung und die Gedanken an möglichen Auswirkungen auf die Zukunft schlicht überfordert - das ist zunächst ganz normal.

Laut Deutscher Krebshilfe gibt es in Deutschland jährlich rund 500.000 Krebsdiagnosen. Fast die Hälfte der Betroffenen wünschten sich, nach eigener Einschätzung, psychologische Unterstützung nach der Diagnosenstellung. Etliche der Befragten wären auch dankbar für psychologischen Beistand während der Therapie (ca. 20 %) und in der Zeit der Nachsorge (rund 15 %).

Ich wusste einfach nicht, an wen ich mich mit meinen Sorgen und Ängsten wenden solle. Normalerweise hätte ich das mit meinem Mann besprochen. Den wollte ich jedoch nicht auch noch mit meinen Nöten belasten - er hatte gerade genug mit sich selbst und der Situation zu tun. Ich fühlte mich absolut hilflos und ausgeliefert.

Hilfe können in diesen Fällen Psychoonkologische Berater bieten, in dem sie als neutraler, fachkundiger Ansprechpartner zur Verfügung stehen, und zwar sowohl direkt Betroffenen wie auch Angehörigen. Je nach Krankengeschichte und individuellen Bedürfnissen gehen diese Berater auf die Hilfesuchenden ein. In Gesprächen oder auch mittels Entspannungsverfahren können verschiedene Therapie-Ziele erreicht werden: die Ängste zu bewältigen, sich mit körperlichen Veränderungen zurecht zu finden, zwischenmenschliche Probleme zu lösen oder auch sozialer Isolation entgegen zu wirken.

Ein möglicher Aspekt, mit derartigen Schicksalsschlägen umzugehen, ist es, das Gute im Schlechten zu erkennen. Almuth Sprengel, staatlich geprüfte Heilpraktikerin für Psychotherapie, hat ihre Erfahrungen als Angehörige eines Krebspatienten zum Beispiel als Impuls genommen, sich zur Psychoonkologischen Beraterin weiterzubilden. Sie möchte, sowohl Betroffenen vor allem aber auch Angehörigen oder Freunden von Krebspatienten Unterstützung und Begleitung bieten.

Wie andere als gravierend empfundene Lebenssituationen kann auch eine schwerwiegende Erkrankung die innere Balance ins Wanken bringen und man kommt nur mit professioneller Unterstützung wieder ins Gleichgewicht. Es gilt seelische Belastungen auszugleichen und individuelle Bewältigungsstrategien zu entwickeln bzw. zu stärken. Und es ist kein Zeichen von Schwäche, sich fachkundige Hilfe zu suchen, sondern ein gute Chance, mit der Situation klar zu kommen.

Ergänzung: Meine Erfahrungen als Angehörige eines Krebspatienten haben mich dazu bewogen, eine Weiterbildung in Psycho-Onkologischen Beratung zu absolvieren und die Begleitung betroffener in mein Angebot aufzunehmen.