Coaching oder Therapie - Beides kann aus der Krise helfen
'Quatsch! Ich brauche doch keine Therapie!' So oder so ähnlich ist es immer wieder zu hören. Ist es denn ein Makel, sich professionelle Unterstützung zu holen, wenn die innere Balance gerade wackelt oder man allein keinen Weg aus einer schwierigen Lebenslage findet?
Sicher nicht - eher ganz im Gegenteil. Seit vielen Jahren begleite ich als Coach Menschen in kniffligen Lebenssituationen. Immer öfter begegneten mir in dieser Zeit Menschen, denen die praktische Hilfe zur Selbsthilfe eines Coachings nicht ausreichte. Sie brauchten auch eine psychologische Unterstützung, die jedoch über die Kompetenz eines Coaches hinaus geht. Das motivierte mich, neben eigenen gemeisterten Krisen, eine Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie zu absolvieren. So habe ich beide Ansätze im Angebot.
Ein Beispiel aus der Praxis: Frau M. wurde betriebsbedingt gekündigt. Bereits seit einigen Wochen ist sie arbeitslos. Grundsätzlich ist sie frohen Mutes, bald einen neuen Job zu finden. Sie ist sich nur unsicher, wenn sie an bevorstehende Bewerbungsgespräche denkt, da ihre bisherigen Gespräche eher holperig liefen. Ein klassischer Fall für ein Coaching. Frau M. braucht neben konkreten inhaltlichen Tipps für ein Vorstellungsgespräch die 'passende' innere Einstellung zu sich und ihren Stärken. Beides würde in einem Coachingprozess gemeinsam erarbeitet.
Angenommen, die Kündigung hat Frau M. so sehr getroffen, dass sie verstärkt Selbstzweifel plagen und sie sicher ist, dass sie jetzt sowieso keinen Job mehr bekommen wird - in ihrem Alter. Vor ihren Freundinnen geniert sie sich so sehr, dass sie nur noch selten aus dem Haus geht. Sie fühlt sich minderwertig. Es fällt ihr immer schwerer sich aufzuraffen, um ihren Alltag zu meistern. Schon gar nicht fühlt sie sich in der Lage, auf Jobsuche zu gehen. Dieses Befinden kann durchaus Krankheitswert haben und bedarf einer genaueren Betrachtung im Rahmen einer Therapie.
Hierzulande ist es leider noch häufig so, dass der Gang zum Therapeuten mit Scham belegt ist oder als Bekenntnis der eigenen Unfähigkeit ausgelegt wird. Dazu noch der Gedanke: 'Mir kann doch eh keiner helfen.' In diesen Punkten wünsche ich mir ein Umdenken. Die Übergänge zwischen Coaching und Therapie sind sicherlich in einigen Fällen fließend. Letztendlich ist es einerlei, wie es sich nennt. Die Hauptsache ist doch, mir wird geholfen und ich kann wieder lachend und mit mehr Freude durch's Leben gehen. Bis zur nächsten herausfordernden Situation.