Vom Umgang mit ungeliebten Lebenslagen
‘Als Kind fiel es mir unglaublich schwer, so lange beim Essen sitzen zu bleiben, bis alle fertig waren. Es war echt toll, wenn wir mal die Erlaubnis bekommen haben, früher aufzustehen. Das war aber auch nur deshalb so toll, weil es die Ausnahme war.‘
Wie viel Lebensweisheit in diesem scheinbar belanglosen Gespräch mit der Tochter steckt. Genauso funktioniert es doch im Leben: Schattige Phasen, in denen die Dinge anders laufen, als gewünscht oder erhofft, lassen uns die sonnigen Zeiten um so bewusster genießen, oder?
Schon die kleinen Hindernisse im Leben verursachen häufig das Gefühl von Ärger oder Verzweiflung: Teil eines Staus auf der Autobahn zu sein oder der Anflug von Erkältung kurz vor dem geplanten Wochenendtrip. Das kann einem schon gut die Stimmung verhageln.
Missfällt mir meine aktuelle Lebenslage, können drei einfache Fragen weiter helfen: Kannst du die Situation verändern? Dann mach es! Kannst du die Situation beeinflussen? Dann probiere es! Kannst du die Situation weder verändern noch beeinflussen? Dann nimm sie an.
Sich nicht als Opfer, sondern trotz allem als Gestalter der Situation zu verstehen, stärkt die Selbstverantwortung und verringert gleichzeitig das Frustgefühl. Jedes Quäntchen Energie, das ich auf missliche Dinge verwende, die ich weder beeinflussen noch verändern kann, ist dagegen reine Verschwendung!
Ich selbst habe mir angewöhnt in diesen Situationen zu sagen: Wer weiß, wozu es gut ist! Diese Einstellung hilft, die Tatsachen, auf die man keinen Einfluss hat, anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Der Stillstand auf der Autobahn gibt Gelegenheit, das angefangene Hörbuch zu Ende zu hören. Der abgesagte Wochenendbesuch ist geschenkte Zeit, um Kraft zu schöpfen für die bevorstehende Woche.
Natürlich gibt es auch Ereignisse, die einen gravierenden Einfluss auf den Lebensweg haben. Das kann eine Krankheit sein, der Verlust eines lieben Menschen oder auch plötzliche Arbeitslosigkeit. Meist geschehen diese Dinge ungewollt und man fühlt sich der Fremdbestimmung ausgeliefert. Ein erster Schritt für den Umgang mit dieser Schattensituation ist, sie anzunehmen, sie zu akzeptieren. Erst dann ist es möglich, Wege aus der Krise zu finden und idealerweise sogar gestärkt aus ihr hervor zu gehen.
Wenn die emotionalen Wolken allerdings dauerhaft tief hängen und man kaum mehr sonnige Stimmungen hat, sollte man sich professionell helfen lassen. Eine fachkundige Begleitung im Rahmen eines Coachings oder einer Therapie kann dann unterstützend sein. Dabei sind die Ansätze und Methoden ähnlich vielfältig, wie Menschen verschieden sind.
Auf ein Naturgesetz, so simpel es auch klingen mag, können wir jedoch vertrauen: Nach Regen kommt Sonnenschein!