Veränderungen als Herausforderung und Chance
Die neue Wohnung, der neue Job, endlich im Ruhestand - manche Veränderung ist mit viel Freude verbunden, besonders wenn wir sie selbst veranlasst haben.
Doch was ist, wenn mir die Veränderung von Außen aufgedrückt wird? Auf den Verlust des Arbeitsplatzes, den Auszug der Kinder oder die Trennung vom Partner habe ich oft nur bedingt Einfluss. Die Wechseljahre, eine gravierende Erkrankung oder gar der Tod eines nahen Angehörigen können Einschnitte im Leben sein, denen ich mich ausgeliefert fühle. Allesamt mögliche Anlässe, aus der inneren Balance zu geraten.
Hängen die Stimmungswolken ganz tief, fehlt die klare Sicht auf den möglichen Weg raus aus dem emotionalen Dickicht. Das Hesse-Zitat ,Und jedem Neuanfang wohnt ein Zauber inne‘ - eine reine Worthülse, wenn die Kraft und die Perspektive fehlt. Da fällt schon der erste Schritt, nämlich die veränderte Lebenssituation zunächst einmal anzunehmen, unglaublich schwer.
Was kann dann weiterhelfen? Zum Beispiel der Austausch mit Menschen in ähnlicher Situation. Die Betonung liegt allerdings auf ,Austausch‘. Gemeinsames Klagen im Sinne von ,früher war alles besser‘ oder ,ach, warum hab ich nicht....‘ hilft absolut nicht weiter.
Eine der größten Quellen des Leidens ist der Vergleich! Mit dem, was ich hatte - was andere haben - was ich gern hätte. Die meisten von uns konnten in ihrem Leben bereits erfolgreich Krisen meistern. Machen wir uns bewusst, wie und mit welchen Mitteln wir das geschafft haben, können wir daraus die ersten Impulse zum Umgang mit der jetzigen Problemlage gewinnen.
Je nach erlebter Tragweite der Veränderung - manchmal braucht es etwas zeitlichen Abstand - kann man sich auch die Frage beantworten: Welchen Vorteil hat es für mich, dass sich meine Lebenssituation so geändert hat? Sind die Kinder aus dem Haus, habe ich mehr Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten oder für mein Hobby. Verliere ich meinen Arbeitsplatz, kann ich das zum Anlass nehmen, meine lang gehegten Berufswünsche umzusetzen.
Veränderungen gehören zum Leben, auch wenn viele Menschen nach Beständigkeit streben. Letzteres lässt uns an gewohnten Lebensumständen festhalten, auch dann, wenn wir spüren, dass sie uns auf Dauer nicht gut tun. Veränderungen in Gang zu bringen, kann auch Angst machen: Wie genau gehe ich es an? Was kommt dann? Welche Konsequenzen erwarten mich, die ich jetzt nicht absehen kann?
Ob es nun der Umgang mit bereits erfolgten Veränderungen oder das aktive Einschlagen eines neuen Lebensweges ist - die Unterstützung von anderen ist hilfreich. Das können Familie und Freunde sein. Oder auch ein professioneller Begleiter wie ein Therapeut oder Coach.Der Blick eines Außenstehenden hat den Vorteil, dass er unbeteiligt und unabhängig auf die Situation schaut.
Im Volkslied ,Alles neu macht der Mai‘ heißt es in der zweiten Zeile: ,macht die Seele frisch und frei‘. Ein schönes Motto für den Wandel - was auch immer er bringen mag.