Wie wir mit einem freundlichen 'Nein' den Kopf frei bekommen
Ehefrau, Mutter, Tochter, Freundin, Nachbarin, Elternsprecherin, Tennispartnerin - nein, dass sind nicht 7 verschiedene Personen, sondern das sind mögliche Rollen nur einer Person. Mal angenommen, für jede unserer Rollen setzen wir einen anderen Hut auf - wie viele sind es dann? Und vor allem: Wie kommen wir damit klar? Passen alle Hüte noch? Oder wird es eigentlich zu anstrengend? Den gleichen gedanklichen Ausflug können natürlich auch Männer unternehmen.
In der anstehenden Vorweihnachtszeit kommen dann noch die Extras hinzu. Einige beispielhafte Stimmen: Kannst du für die Weihnachtsfeier bitte einen Kuchen backen? Kommst du zum Weihnachtskegeln vom Sportverein? Wollen wir noch mal auf den Weihnachtsmarkt gehen? Kannst du mich bitte zur Nikolausfeier bringen? Ich hab das Wichtelgeschenk ganz vergessen - kannst du, bitte,...? Ganz abgesehen von Adventskranz basteln, Geschenke kaufen, Plätzchen backen und Festmenü für den Besuch der Verwandtschaft planen.
,Wollen‘ wollen wir sicherlich das alles und noch viel mehr. Eigentlich. Allerdings sind unsere Zeit und Energie nun einmal begrenzt.
Meiner Erfahrung nach fällt es vor allem Frauen schwer NEIN zu sagen. Dahinter können unterschiedlichste Gedankenmuster stecken: Keine Lust auf Diskussion, Befürchten einer negativen Reaktion und irgendwie wird man es schon schaffen. Schließlich will frau ja auch, dass es allen gut geht - dann geht es ihr auch gut. Eigentlich.
Was aber, wenn die Überlastung spürbar ist und die zur Verfügung stehende Lust, Zeit und Kraft nicht ausreichen? Dann ist ein NEIN not-wendig.
Was sind meine Prioritäten? Will ich den Kuchen backen? Habe ich Zeit? Welchen ,Preis‘ hätte es? Müsste ich dann etwas anderes verschieben? ,Eine bewusste Entscheidung zu treffen, statt reflexartig ,ja‘ zu sagen,‘ so Sprengel, ,ist ein gutes Fundament für ein freundliches NEIN. Und es ist absolut okay, sich Bedenkzeit auszubitten.‘ Nach dem Motto: ,Du, das weiß ich noch nicht. Ich melde mich morgen bei dir.‘
Im Grunde haben auch die anderen etwas davon, wenn wir NEIN sagen, bevor uns etwas zu viel wird. Wir sind ausgeglichener, besser gelaunt und jeder weiß, woran er ist.
Ein NEIN kommt manchmal gefühlt leichter über die Lippen, wenn es durch ein paar Worte abgepolstert wird:
- Tut mir leid, das schaffe ich dieses Jahr nicht. Wer könnte denn noch helfen? Nein, morgen geht es nicht. Nächste Woche Dienstag vielleicht? Nein, das passt gerade nicht. Es sei denn, du schälst die Kartoffeln und gehst mit dem Hund.
Will es mit dem NEIN absolut nicht klappen, kann es auch tiefer liegende Gründe haben. Das lässt sich sicherlich nicht allein vom Kopf steuern. Dann kann es hilfreich sein, sich professionelle Unterstützung durch einen Coach oder Therapeuten zu suchen.
An eines sollten wir denken: So manches NEIN zu jemand anderem ist ein JA zu mir selbst.